Mpolzin
20. Dezember 2012
Der 14.12 hätte ein neuer Meilenstein für den Couch Commerce sein können. Amazon hat eine iPad App. gelauncht und nach den bisherigen Erfahrungen aus der bis dahin eher für den US Markt gedachte Windowshop-App sollte man einiges erwarten können. Auch die iPhone App erfuhr zumindest gefühlt ein Update und nun war ich doch gespannt wie diese beiden Applikationen die aktuellen Trends im Mobile Commerce so aufnehmen.
Zunächst einmal ein kurzer Blick auf die iPhone App.
Alles da was man braucht. Suche, Einstieg in den Katalog (In Kategorien stöbern) und einige Teaser und natürlich der Hinweis sich einzuloggen. Wie von Amazon gewöhnt geht auch alles recht fix und flüssig von statten. Allerdings kommt man am Ende der Navigation an einen Punkt, den ich in der Betrachtung der iPad App näher erläutern werde.
Nun ein Blick auf die iPad App. Für die bessere Darstellung hier habe ich auf die Ansicht im auch verfügbaren Landscape-Modus bewusst verzichtet.
Ich möchte es kurz machen. Den Einstieg in den Katalog habe ich bisher vergeblich gesucht. Navigieren kann man über die Teaserangebote oder ich beginne mit der Suche.
Die Geschwindigkeit ist wie von Amazon gewohnt rasend schnell – zumindest im WLAN. Bei der Eingabe von „Schuhe“ wurden mir auch gleich relevante Rubriken vorgeschlagen. In diesem Fall habe ich mich für „Schuhe Damen“ entschieden.
Am 17.12 erhielt ich dazu dann über 134’000 Treffer – 2 Tage später dann bereits 135’500. Beeindruckende Zahlen – für Al Bundy und für Zalando. Mit dieser Liste auf der linken Seite kann ich ja nun noch nicht viel anfangen. Daher gibt es in dieser Spalte ja auch den „Filter“ Button. Diesen geklickt, flippt (kehrt) sich dieser linke Bereich um und ich kann die Kategorien einschränken.
Die Kategorie „Schuhe & Bekleidung“ erschien mir als sinnvoll und ich lande wieder auf der Listenansicht mit einem Produkt im Hintergrund. Nun möchte ich ja weiter filtern. Also wieder „Filter“ geklickt und einen „Flip“ später habe ich endlich meine detaillierteren Filter zu Verfügung. Einige sind in dieser Darstellung schon mal von mir ausgewählt worden. Aber bis zu diesem Ergebnis war es ein längerer Weg…
Aber bei genau dieser Auswahl liegt das Problem. Für jeden Filter muss ich wieder und wieder über den Button „Filter“ gehen und einen „Flip“ ertragen. Um diese Filter alle zu setzten, „flippt“ ein normaler User sicher so 3 bis 4 Mal aus. Mehrere Filter in einem Aufwasch setzen geht einfach nicht. Auch wenn die Geschwindigkeit trotz der wirklich sehr vielen Produkte eindrücklich ist, flippt man eben ständig und es besteht keine Chance in einer Kategorie einfach mal zu stöbern. Es sei denn man hatte einen Suchbegriff im Kopf und kann dann nach einer Suche in diesem schmalen Suchfenster vertikal scrollen.
Produktdetailseite
Hier angelangt habe ich Zugriff auf alle Informationen zum Produkt, kann die Bilder sliden, was auch für alle „Kunden die das gesehen haben, haben auch das gekauft“ Funktionen mit „wischen“ durchstöbern. Aber:
Ich habe keine Möglichkeit von einer Detailansicht mit z.B. wischen zum nächsten Produkt zu kommen. Dazu muss ich das „Suchlistenfenster“ wieder ausklappen und dort durch die Liste scrollen und bestimmt wieder flippen, wenn ich einen wechsel vollziehen möchte.
Fazit:
Stöbern macht in dieser App. nun überhaupt keinen Spass. Sehr enttäuscht bin ich, dass nicht ein einziges Element der Windowshop-App hier Einzug gefunden hat. Auch andere Referenzen in Sachen iPad Apps. wie z.B. Manufactum (nur .de) oder Shoplove (nur .de) scheinbar keine Inspiration geboten haben.
Ich muss immer suchen oder mich nach dem einloggen von Vorschlägen zu meinen bisherigen Einkäufen leiten lassen. Aber wenn ich mich inspirieren lassen möchte – Fehlanzeige. Ich muss suchen und filtern. Suchen und filtern und zwischendurch immer wieder “ flippen“. Bis zum ausflippen!
Ich bin mir nicht ganz sicher ob der Branchenprimus nicht über seine vielen Aktivitäten stolpert. Einerseits wird das Ökosystem ausgebaut, auf der anderen Seite scheint der kostenlose Versand für Prime Kunden nun doch weh zu tun. Mit der iPad App. ist jedenfalls kein grosser Wurf gelungen.
Mpolzin
19. Dezember 2012
Der Schweizer Handel ist im Wandel.
Dies zeigt auch die Deloitte Weihnachtsstudie (PDF) welche in der aktuellen Ausgabe das Stimmungsbild von 762 befragten Schweizer Konsumenten darstellt.
Bei den Bereichen, die Einzelhändler beachten sollten, um das Shopping-Erlebnis zu verbessern, ist der Preis gegenüber dem Vorjahr auf Rang 1 aufgestiegen. Der nach wie vor schwache Euro hat hier Spuren hinterlassen.
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Der ursprügliche Artikel erschien online in der Netzwoche am 22.10.12 und wurde von Claudio Dionisio verfasst und ist hier in gekürzter Fassung dargestellt. Danke für die Genehmigung an den Autor.
Zuerst kommt Couch-Commerce – erst dann wird’s richtig mobil
Die neuen Technologien machen den Einkauf immer mobiler. So lautet die landläufige Meinung, die zurzeit an jedem IT- und Marketing-Kongress verbreitet wird. Demzufolge wird auf dem Weg ins Büro, im Tram oder zwischen zwei Schulstunden nicht nur auf Apps, E-Mails und Websites zugegriffen, sondern eben auch mobil eingekauft – Mobile Commerce eben.
Für Malte Polzin ist dies aber noch längst nicht der Fall. Hier müsse etwa klar zwischen Smartphone- und Tablet-Nutzern unterschieden werden. Zwar sollen gemäss Statistiken heute gegen 50 Prozent der Smartphone-Nutzer auch tatsächlich von unterwegs Einkäufe tätigen. Die andere Hälfte tut das aber immer noch stationär. Stark gestiegen ist und weiterhin wachsen wird seiner Meinung nach die Bedeutung des «mobilen» Shoppens zuhause, also gemütlich vom Sofa vor der Flimmerkiste. «Couch-Commerce» der «Couch-Potatoes» ist ein grosser Trend. Aus Sicht von Polzin lohnt es sich für E-Shop-Betreiber gerade in der Schweiz mit ihrer grossen Dichte an mobilen Geräten, das Business zu ‹mobilisieren› und Konzepte auszuprobieren. In diesem Bereich müsse man unbedingt eigene Erfahrungen sammeln. Erfolgreiche bestehende Konzepte wie etwa die SBB-App liessen sich kaum auf andere Onlineshops übertragen.
Wichtiger werden die lokal ausgerichteten Mobile-Angebote. Ortsabhängige Dienste wie etwa lokale Kioske oder Angebote auf
www.local.ch werden sich in den nächsten Jahren besser etablieren können, schätzt Polzin. Dabei bleiben klassische Usability-Regeln wichtig: Ein gutes Angebot mit einem klaren Kundennutzen, eine einfache Anwendung und eine sinnvolle Community-Integration sind wichtige Voraussetzungen.
NFC soll es richten
Polzin ist der Meinung, dass das Zahlen per Near Field Communication (NFC) den Mobile Commerce deutlich voranbringen wird. Doch Mobile Payment per Handy ist noch längst nicht alltäglich. Das Ganze sei noch immer zu umständlich. Zuerst eine Nummer anrufen oder eine SMS senden und dann eventuell noch einen Code eintippen – da ist das Bezahlen per EC-Karte noch immer die einfachere Variante. Vom Prinzip her könnte NFC zwar das mobile Bezahlen und vieles Weitere schon heute problemlos ermöglichen. Aus technischen Gründen und wegen der Sicherheit tun sich aber einige Player noch schwer mit der «mobilen Brieftasche» für Smartphones. Aber das dürfte sich nach Ansicht von Polzin bereits in den nächsten Monaten stark ändern.
Multichannel ist in aller Munde – an Kongressen und in Schulen. Das Problem sei aber, dass in der praktischen Umsetzung die in jedem Kanal nötige höchste Ausführungsqualität oft sträflich vernachlässigt werde. Ein Onlineshop wird gemäss Polzin nicht nur deshalb gut, weil die Lieferung auch im Ladengeschäft abgeholt werden kann. Es brauche im digitalen Workflow auch mehr als nur eine katalogähnliche Darstellung des Angebots. Erfolg versprechend seien Pure-Player-Konzepte mit Innovationen, die dann auch mit einem anderen Kanal verbunden werden können. Nur so könne für die Zukunft eine höhere und immer wichtigere Kundenbindung erreicht werden. Aktuell benötigten viele Onlinehändler zu viel teure Neukunden.
Polzin vertritt die Ansicht, dass E-Shops technisch nicht als Frontend zum Kunden gesehen werden dürfen, sondern vielmehr als offene und vernetzbare Plattform. Via APIs und Schnittstellen können Daten und Transaktionen ausgetauscht werden. Kunden sollten sogar eigene Shops eröffnen können, wenn sie dies wollen. Amazon und Tesco in England sind da gute Beispiele.
Social Commerce – na ja
Noch nicht so recht glaubt Polzin an die Segnungen des Social Commerce. «So langsam begreifen wir, dass Social Media nicht gleich Social Commerce bedeutet – und zum Beispiel auf Facebook nicht einfach mal so Produkte verkaufbar sind.» Aus seiner Sicht sind eigenständige Plattformen, die die sozialen Mechanismen gekonnt integrieren und verbinden, noch lange nicht dort, wo sie sein könnten. «Das Ganze steckt noch in den Kinderschuhen. Vom Hinweis ‹Kunden, die das gekauft haben› muss der Wandel in Richtung ‹das könnte dir auch gefallen› gehen. Als Basis hierfür könne etwa mein Interesse an Firmen, Marken oder Themen auf Facebook dienen.»
Polzin glaubt, dass wir künftig immer häufiger unsere «Freunde» mit in einen Shop nehmen und dabei sehen können, was ihnen so gefallen hat (Stichwort «Open Graph»). Das wird uns – über die Meinung und Bewertungen von anderen Kunden hinaus – bei Kaufentscheidungen helfen.
Hinsichtlich der Nutzng von NFC für Online Shops habe ich mich dabei nicht präzise ausgedrückt. Daher kam berechtigterweise die Frage via Twitter:
Gemeint war vielmehr, dass wenn NFC Zahlungsmittel an Kraft gewinnen, dabei auch Tools für das Bezahlen im Distanzgeschäft an diese Applikationen andocken werden, bzw. dieses dann auch können. Das liegt einfach zu nahe und Alternativen zu klassischen Kreditkarten und Paypal sind auf jeden Fall wünschenswert.
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