Der Einkaufstourismus hat sich in der Schweiz seit den 70er-Jahren erheblich verändert. Wo früher der stationäre Einkauf in Nachbarländern dominierte, verlagert sich das Phänomen zunehmend ins Internet. Die aktuelle Studie von Prof. Dr. Thomas Rudolph und seinem Team beleuchtet den wachsenden Einfluss des Online-Einkaufstourismus (Online-EKT) und dessen Auswirkungen auf den Schweizer Handel.
Die Studie kann gratis bei der HSG bezogen werden.
Hier sind die wichtigsten Erkenntnisse.
Was ist Online-Einkaufstourismus?
Online-EKT beschreibt den Kauf von Waren oder Dienstleistungen durch Schweizer Konsumenten bei ausländischen Online-Händlern. Diese Form des Einkaufens hat sich seit 2000 stetig entwickelt und zeigt insbesondere in den letzten Jahren ein explosives Wachstum, vor allem durch den Einfluss chinesischer Anbieter wie Temu, Shein und AliExpress.
Wichtige Erkenntnisse aus der Studie
- Marktwachstum des Online-EKT
- Der Online-EKT ist von 3,6 Mrd. CHF im Jahr 2021 auf 5,2 Mrd. CHF im Jahr 2024 gestiegen, was einem Wachstum von 44 % entspricht.
- Der Anteil ausländischer Händler am gesamten Schweizer Online-Umsatz beträgt inzwischen fast 29 %.
- Beliebteste Online-Händler
- 2024 dominieren Amazon, Zalando und Galaxus weiterhin die Liste der Top-Anbieter in der Schweiz.
- Neu hinzugekommen sind chinesische Anbieter wie Temu und Shein, die durch günstige Preise und akzeptable Lieferzeiten punkten.
- Warengruppen mit starkem Auslandseinkauf
- Kleidung, Elektronik, Schmuck und Möbel gehören zu den Kategorien, die besonders häufig im Ausland online gekauft werden.
- 35,9 % der Schweizer kaufen Kleidung und 27,1 % Elektrogeräte bei ausländischen Online-Händlern.
- Chinesische Anbieter als Wachstumstreiber
- Anbieter wie Temu und Shein überzeugen Schweizer Konsumenten mit niedrigen Preisen, einer großen Auswahl und akzeptablen Lieferzeiten.
- Über 50 % der Befragten geben an, künftig mehr bei diesen Plattformen einkaufen zu wollen.
Herausforderungen für den Schweizer Handel
- Der Schweizer Detailhandel verliert jährlich Milliarden CHF an ausländische Anbieter. Während der stationäre EKT bei rund 7 Mrd. CHF stagniert, bedroht das schnell wachsende Online-Segment zunehmend die Marktanteile lokaler Anbieter.
- Lokale Händler müssen innovative Strategien entwickeln, um dem steigenden Wettbewerb durch ausländische Anbieter zu begegnen.
Fazit und Ausblick
Der Online-EKT ist eine bedeutende Herausforderung für den Schweizer Handel, bietet jedoch auch Chancen zur Neuausrichtung. Es wird entscheidend sein, wie lokale Anbieter auf die wachsende Dominanz ausländischer Händler reagieren. Ob durch bessere Preisgestaltung, optimierte Lieferzeiten oder ein erweitertes Produktangebot – Handlungsbedarf besteht.
Die Ergebnisse dieser Studie zeigen: Die Zukunft des Handels ist digital, und sie kennt keine Landesgrenzen. Ein Umdenken ist gefragt, um die Schweizer Konsumenten zurückzugewinnen.
Gerne verweise ich auch auf meine Betrachtung von „ShemuAli“ und deren Gewicht im Schweizer E-Commerce.